Am Mittwoch, den 23. September, fand der erste überregionale Runde Tisch Sexarbeit der AWO Beratungsstelle Magdalena – Mobile Beratung für Sexarbeiter*innen statt. Eingeladen waren verschiedene Beteiligte: die mit der Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetzes betrauten Behörden, Ämter und andere Institutionen des Landes Sachsen-Anhalts. Es trafen sich Mitarbeiter*innen aus Gesundheitsämtern, Ordnungsämtern und Finanzämtern sowie Gleichstellungsbeauftragte der Jobcenter und der Agentur für Arbeit. Regelmäßiger Austausch und die intensive Zusammenarbeit der Beteiligten sollen Hürden im Anmeldeverfahren für Sexarbeiter*innen beseitigen, den Schutzgedanken des Prostituiertenschutzgesetzes unterstützten und die Arbeits- sowie Lebenssituation der Sexarbeiter*innen im Land verbessern. Erstmals fand der Runde Tisch Sexarbeit überregional statt.
„Die besonderen Herausforderungen der letzten Monate durch die Corona-Pandemie machten deutlich, dass die Mitarbeiterinnen der AWO Beratungsstelle Magdalena vielfach erste Ansprechpartnerinnen und wichtige Unterstützerinnen für die Sexarbeiter*innen im Land geworden sind,“ berichtet die Koordinatorin der Frauenschutzangebote Yvonne Joachim. „Gemäß der Eindämmungsverordnungen wurde der Betrieb von Prostitutionsstätten untersagt. Hoher Informations- und Aufklärungsbedarf, existenzielle Notlagen und unsichere Zukunftsperspektiven prägten die Situation von Sexarbeiter*innen in diesen Monaten“, so Yvonne Joachim weiter. Seit der Schließung der Prostitutionsstätten verzeichnet die AWO Beratungsstelle Magdalena allein zum Thema Corona-Folgen rund 460 Beratungen.
Die Teilnehmenden des Runden Tisches Sexarbeit setzten sich intensiv mit der Lebens- und Arbeitssituation der Sexarbeiter*innen auseinander und formulierten Feedback zur Situation im Land Sachsen-Anhalt sowie konkrete Bedarfe und Möglichkeiten von Unterstützungsangeboten. Zum überregionalen Austausch waren Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle Phoenix e.V. aus Niedersachsen zu Gast, die auf 30 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Sexarbeiter*innen zurückblicken. „Die Einschränkungen der letzten Monate werden Sexarbeiter*innen auch in den weiteren Monaten begleiten. Die benannten Folgen machen deutlich, dass der Zugang zu Sozialleistungen, Krankenversicherung, Aufenthalt und Arbeitsmarkt dringend ausgebaut werden muss.“, erklärt Johanna Ulrichs, Mitarbeiterin aus der Fachberatungsstelle Phoenix e.V.
Der erste überregionale Runde Tisch Sexarbeit machte deutlich, dass landesweit ein Bedarf nach Austausch, Information und Unterstützung bei der Umsetzung des ProstSchG AG LSA zu verzeichnen ist. Die Ergebnisse des Runden Tisches gaben den Mitarbeiter*innen wichtige Impulse für die zukünftige Arbeit in den Landkreisen.
Seit nunmehr einem Jahr bietet die AWO Beratungsstelle Magdalena auf Grundlage des § 6 ProstSchG AG LSA ein unabhängiges Beratungsangebot in den Bereichen Anmeldeverfahren, berufliche Neuorientierung, Ausstieg und Verweisberatung für Sexarbeiter*innen in Sachsen-Anhalt. Mit dem 1. Oktober 2020 beraten vier Mitarbeiterinnen der AWO Beratungsstelle Magdalena landesweit. Die AWO Beratungsstelle Magdalena wird vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration gefördert.