In einem Schreiben an Ministerin Petra Grimm-Benne und Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff setzt sich der Landesfrauentrat Sachsen-Anhalt e.V. dafür ein, dass die derzeitige Regelung zur Kindernotbetreuung für Alleinerziehende erweitert wird. Weiter weißt die Vorsitzende, Eva von Angern, darauf hin, dass es Konzepte für eine zeitnahe Wiederaufnahme der Kinderbetreuung auch der jüngsten Kinder geben muss.

Die Hansestadt Hamburg hat mit gestrigen Datum die Notfallbetreuung für Kinder von Alleinerziehenden geöffnet. Eva von Angern regt an, diese Regelung ebenfalls für Sachsen-Anhalt zu übernehmen. „Gerade berufstätige Alleinerziehende stehen vor der großen Herausforderung – insbesondere wenn sie nicht in einem systemrelevanten Beruf arbeiten - die Betreuung der Kinder und ihre berufliche Tätigkeit zu vereinbaren“, so von Angern weiter.

Die überwiegende Mehrzahl Alleinerziehender in Sachsen-Anhalt sind Frauen. Vielen von Ihnen sind in den systemrelevanten Berufsfeldern, aber auch in anderen Bereichen der Dienstleistung tätig und daher aktuell einer hohen Belastung ausgesetzt. Hinzu kommt, dass in Sachsen-Anhalt ein großer Teil der berufstätigen Frauen in Teilzeit und in Minijobs arbeitet.[1] Damit steigt das Armutsrisiko bei Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder Reduzierung der Arbeitszeit aufgrund der Sicherstellung der Kinderbetreuung noch. Daher empfiehlt der Landesfrauenrat in seinem Schreiben, diese Personengruppe stärker als bisher in den Blickpunkt Ihrer Betrachtungen zu rücken und schnellstmöglich eine Entlastung im Bereich der Kinderbetreuung sicher zu stellen.

Als weiteren Punkt schließt sich der Landesfrauenrat LSA der Forderung der Bundesfamilienministerin Franziska Giffey zur schnellstmöglichen Wiedereröffnung von Kindertageseinrichtungen an[2]. Aus Sicht der Vorsitzenden muss es differenzierte Lösungen für die Bildung und Betreuung auch jüngerer Kinder geben. Eine grundsätzliche Festlegung, Kitas bis Herbst geschlossen zu halten, wie sie derzeit im Gespräch ist, kritisiert von Angern mit Nachdruck. Für die Entwicklung der Gruppe der Kinder bis fünf Jahren ist es unerlässlich, dass diese ihre sozialen Kontakte pflegen und pädagogische Lerngelegenheiten außerhalb der Familien angeboten bekommen. Denn auf Dauer wird es für alle Familien schwierig, den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.

Selbstverständlich sind damit Herausforderungen im Sinne des Infektionsschutzes bekannt und es muss um bestmögliche Lösungen gerungen werden. Hierzu sind bereits erste Ansätze wie die Betreuung in kleinen Gruppen, aber mit festen Bezugspersonen, im Gespräch. Frau von Angern betont, dass es ihr durchaus bewusst ist, dass Abstandsregeln oder das Tragen von Masken nicht ohne Weiteres umgesetzt werden können, aber die Kitas haben den entscheidenden Vorteil, dass sie flexibel reagieren und mit den Kindern, anders als Schule, viel Zeit draußen gestalten können.[3]

 

[1] Vgl. Bundesagentur für Arbeit: Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2019 in Sachsen-Anhalt, März 2020

[2] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-04/corona-notbetreuung-franziska-giffey-kita-faq

[3] Vgl. Interview mit Psychologin Mareike Kunter in der Ausgabe der Zeit vom 16.04.2020, https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2020-04/oeffnung-kitas-coronavirus-familien-kinder-betreuung

Die Anregungen wurden unter anderem von der Mitteldeutschen Zeitung und der Magdeburger Volksstimme aufgenommen:

https://www.mz-web.de/politik/wirrwarr-bei-notbetreuung-wie-ist-der-stand-fuer-kitas-in-sachsen-anhalt--36573958

https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/landesfrauenrat-kinder-notbetreuung-fuer-alleinerziehende

Andere Initiativen fordern ein Corona-Elterngeld. Weitere Informationen dazu sind unter den folgenden Links zu finden:

DIW-ÖkonomInnen fordern Corona-Elterngeld, um erwerbstätige Eltern zu entlasten: https://www.diw.de/de/diw_01.c.760919.de/diw-oekonominnen_fordern_corona-elterngeld__um_erwerbstaetige_eltern_zu_entlasten.html?fbclid=IwAR1x-zMlBuo2bd6wer48euOILJO5L7Bb5MQM76HUVBMF9bcrCnRp3PIVjDA

Familien durch die Krise helfen – Grüne schlagen Corona-Elternzeit vor: https://www.gruene-lsa.de/familien-durch-die-krise-helfen-gruene-schlagen-corona-elternzeit-vor/