Halle (Saale) - Es sind keine guten Neuigkeiten, die die Landesstelle für Intervention und Koordination bei häuslicher Gewalt jetzt veröffentlicht hat. „Bei einigen unserer Beratungsstellen ist jetzt die Kapazitätsgrenze erreicht“, sagte Liko-Landeskoordinatorin Anke Weinreich. Seit dem Corona-Shutdown hat es immer mehr Vorfälle häuslicher Gewalt in Sachsen-Anhalt gegeben.

Grund für den Anstieg ist laut Weinreich die Situation während der Ausgangsbeschränkungen. Stress bei der Kinderbetreuung oder finanzielle Sorgen führten vor allem in Familien, in denen es bereits Gewalttaten gab, zu Eskalationen.

Taten werden nicht angezeigt

Während der strengen Einschränkungen vom 17. März bis zum 4. Mai haben nach Angaben der Beratungsstellen jedoch nicht überdurchschnittlich viele Betroffene Hilfe gesucht. Das bestätigt auch die vorläufige Anzeigenstatistik der Polizei: Laut Innenministerium in Magdeburg gingen im Februar im Durchschnitt rund 30, im März 21 und im April 28 Anzeigen pro Woche wegen häuslicher Gewalt ein. Im Mai waren es 27. Die meisten Fälle meldete die Polizeiinspektion Halle. Ende März wurden hier allein 26 Taten in einer Woche angezeigt.

Trotzt schwankender Zahlen rechnet die Liko mit einem Anstieg der Gewalt in Haushalten. Der Grund: Die Situation mache es den Opfern schwer, Hilfe zu suchen, sagte Landeskoordinatorin Weinreich. Häufig würden die Telefongespräche der Betroffenen bis hin zu Nachrichten auf dem Handy von den Peinigern kontrolliert. Zu Hause seien sie zudem unter ständiger Beobachtung. „Wir nehmen an, dass viele Opfer nicht die Möglichkeit hatten, sich wegzuschleichen.“

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