Mit tiefer Bestürzung haben wir vom tragischen Tod einer 35-jährigen Frau in der Justizvollzugsanstalt Burg erfahren. Nach den uns bisher vorliegenden Informationen wurde sie während eines Langzeitbesuches mutmaßlich von ihrem 37-jährigen Ehemann getötet.
Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei den Angehörigen und Freund*innen des Opfers. Ihnen gelten unser aufrichtiges Mitgefühl und unsere tief empfundene Anteilnahme.
Wir stellen uns die drängende Frage, wie es zu einer solchen Tat innerhalb einer staatlich kontrollierten Einrichtung kommen konnte. Der Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V. fordert daher eine lückenlose Aufklärung durch die zuständigen Sicherheits- und Justizbehörden. Es muss geklärt werden, ob und inwieweit Schutzmaßnahmen versagt haben und welche Konsequenzen und Maßnahmen daraus gegebenenfalls abzuleiten sind.
Es steht der Verdacht im Raum, dass es sich bei der Tat um einen weiteren Femizid handeln könnte - also die Tötung von Frauen wegen ihres Geschlechts oder bestimmter Vorstellungen von Weiblichkeit. Ob sich dieser Verdacht erhärtet, müssen die Ermittlungen zeigen. Dennoch verdeutlicht der Fall erneut, dass Gewalt gegen Frauen ein strukturelles Problem ist, welches konsequent adressiert werden muss. Als Landesfrauenrat fordern wir eine stärkere Sensibilisierung von Sicherheits- und Justizbehörden im Hinblick auf sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt, auch im Strafvollzug.
Darüber hinaus verurteilen wir in aller Deutlichkeit alle medialen und öffentlichen Diskurse, in denen Femizide als „Beziehungstaten“ oder „Eifersuchtsdramen“ verharmlost und damit entpolitisiert werden. Auf diese Weise wird die strukturelle Komponente geschlechtsspezifischer Gewalttaten verschleiert und eine Täter-Opfer-Umkehr vollzogen. Worte schaffen Wirklichkeit und geschlechtsspezifische Gewalt stellt ein strukturelles Problem dar, welches stets in patriarchale Machtverhältnisse eingebettet ist. Jeder einzelne Fall ist einer zu viel!
Der Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V. verurteilt jede Form der Gewalt an Frauen, so auch in diesem Fall. Wir fordern alle verantwortlichen Behörden auf, Frauen vor Gewaltstraftaten und Femiziden wirksam zu schützen.
Die Pressemitteilung als pdf: PM_JVA_Burg_LFR.pdf