„Ob bei der Kinderbetreuung, der Pflege von Angehörigen oder im Haushalt – Männer müssen zu Hause mehr anpacken. Nur so lässt sich die Sorgearbeit gerechter zwischen Frauen und Männern verteilen”, sagen DGB-Landeschefin Susanne Wiedemeyer und die Vorsitzende des Landesfrauenrates, Eva von An-gern. Anlass ist der Equal Care Day, welcher am 29. Februar 2020 stattfindet. Der Equal Care Day soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass Care-Arbeit und Pflege in unserer Gesellschaft allzu oft schlecht bis gar nicht honoriert werden.

Eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: In Puncto Erwerbstätigkeit und sozialer Absicherung haben Frauen in den vergangenen Jahren aufholen können. Doch auch wenn die Abstände vielfach kleiner geworden sind, ist die durchschnittliche berufliche, wirtschaftliche und soziale Situation von Frauen weiterhin oft schlechter als die von Männern.

Ein wesentlicher Grund für fortbestehende Unterschiede ist die ungleiche Aufteilung der unbezahlten Sorgearbeit (“Care Arbeit”), etwa bei familiärer Kinderbetreuung, Pflege oder Haushalt: Bei Frauen macht unbezahlte Arbeit nach den neuesten verfügbaren Zahlen 45 Prozent an der Gesamtarbeitszeit aus. Bei Männern sind es hingegen nur 28 Prozent.
“Beschäftigte brauchen Mitsprache bei der Dauer und der Verteilung der vertraglichen Arbeitszeit und beim Arbeitsort. In Betrieben mit Tarifvertrag und Betriebsrat gibt es dafür die besten Rahmenbedingungen: Betriebsräte sichern größtmögliche Arbeitszeitsouveränität ihrer Kolleginnen und Kollegen. Und immer mehr Tarifverträge enthalten eine moderne Arbeitszeitpolitik, durch die Beschäftigte ihre Arbeitsbedingungen an die individuelle Lebens-situation anpassen können, ohne in der Teilzeitfalle zu landen“, so Wiedemeyer.
Aber auch der Staat ist in der Pflicht: “Wer unbezahlte Sorgearbeit und bezahlte Erwerbs-arbeit gerecht zwischen Männern und Frauen verteilen will, muss für bedarfsgerechte Betreuungsangebote für Kinder und Pflegebedürftige sorgen.”

„Erwerbsmäßige Sorgearbeit muss aufgewertet werden“, ergänzt Eva von Angern. „Die niedrigere Bewertung der traditionell weiblichen Berufe in der Pflege- und Sorgearbeit ist ein Ausdruck der geschlechtsspezifischen strukturellen Diskriminierung. Um sie zu überwinden, müssen Aus- und Weiterbildung in diesen Berufen reformiert und vor allem die institutionellen Rahmenbedingungen einschließlich Bezahlung der Pflegeberufe neu gestaltet werden“, so von Angern weiter.

In einem gemeinsamen Beschluss aller Landesfrauenräte fordern diese die Bundesregierung und die Landesregierungen auf, die familien- und pflegepolitischen Instrumente wie beispielsweise Lohnersatzleistungen, Teilzeitregelungen und das Rückkehrrecht nach der Pflegezeit (analog der Regelungen zur Elternzeit) weiterzuentwickeln und die Unternehmen bei der Entwicklung von betriebsinternen Angeboten zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu unterstützen. Insbesondere eine pflegesensible Führungskultur ist hier zu fördern.

Weiter fordern sie von der Bundesregierung die Einrichtung und Förderung eines bundes-weiten, jährlich stattfindenden Care Day, der von den Landesregierungen mit Beteiligung des Bundes stattfindet.