In den Monaten bis zur Bundestagswahl 2021 erhebt die EAF Berlin bundesweit die Anteile weiblicher, männlicher und nicht binärer Kandidat*innen, die von den aktuell im Bundestag vertretenen Parteien aufgestellt werden.

Die Erhebung zu den Kandidat*innen in den Wahlkreisen und auf den Landeslisten der Parteien findet im Rahmen des vom Bundesfrauenministerium geförderten Helene Weber-Kollegs (HWK) statt. Das HWK ist eine bundesweite, parteiübergreifende Plattform für mehr Frauen in der (Kommunal-)Politik.

Die EAF Berlin selbst ist ein unabhängiges und gemeinnütziges Beratungs- und Forschungsinstitut, das sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und mehr Vielfalt in Führungspositionen einsetzt.

Die Daten werden deutschlandweit ausgewertet und der interessierten Öffentlichkeit kontinuierlich auf der Webseite des Helene Weber Kollegs sowie in den sozialen Medien zur Verfügung gestellt. Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag beträgt aktuell lediglich 31,4 Prozent.

Nach der Bundestagswahl wird eine vertiefte Analyse sowie ein Abgleich zwischen den Kandidat*innen und den gewählten Personen erfolgen. Auf diese Weise lässt sich ermitteln, wer von den Parteien auf aussichtsreichen Plätzen aufgestellt worden ist. Die Nominierungen durch die Parteien müssen spätestens bis zum 19. Juli erfolgt sein.

Wenn Sie an den Daten interessiert sind und regelmäßig Zwischenergebnisse erhalten möchten, können Sie sich gerne für den Paritätsticker anmelden.

Landeslisten im Überblick: Parteien stellen mehr Frauen auf

Im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 wurden parteiübergreifend mehr Frauen als Kandidierende auf den Listen aufgestellt (+ 5 Prozentpunkte). Zwischen den Parteien bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. Bei den Grünen und den Linken weisen die Listen aufgrund der internen Quoten-Regelungen im Durchschnitt 55 und 51 Prozent aus, bei der SPD sind es 44 Prozent. Bei der CDU wird ein durchschnittlicher Anteil von 43 Prozent auf den Landeslisten erreicht. Allerdings sehen die Landeslisten sehr unterschiedlich aus: das CDU-interne Ranking führen Bremen und das Saarland mit 60 Prozent Kandidatinnen an, die Schlusslichter bilden Thüringen mit 27 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 23 Prozent. Bei der CSU wurde die Liste erstmals in der Geschichte der Partei strikt paritätisch besetzt (gegenüber 27 Prozent bei der Bundestagswahl von 2017). Allerdings relativiert sich diese positive Entwicklung durch den deutlich geringeren Anteil bei den Wahlkreisen. Auf Platz 5 und 6 im Parteienranking bei den Landeslisten liegen FDP und AfD mit jeweils 25 bzw. 14 Prozent. Für diejenigen Parteien, die keine alternierende Besetzung der Listen mit Frauen und Männern vorsehen, ist zudem zu beachten, inwieweit Frauen auf den vorderen, aussichtsreichen Plätzen aufgestellt wurden oder stärker auf den weniger aussichtsreichen Plätzen zu finden sind. Auf welchen Plätzen die Parteien Frauen auf ihren Listen aufgestellt haben, sehen sie weiter unten bei den detaillierten Analysen nach Bundesland.

Frauenanteil unter den Direktkandidaturen liegt bundesweit bei 30 Prozent

Aufschlussreich ist der Blick in Bezug auf die Direktmandate vor allem für die Parteien, die ihre Abgeordneten vor- bzw. überwiegend über Wahlkreise gewinnen. Direkt gewählte Abgeordnete sind, unabhängig vom Zweitstimmenanteil, in jedem Fall im Bundestag vertreten (sog. Überhangmandate). Die Chancen ein Mandat zu erringen sind für Personen, die lediglich einen Listenplatz erhalten haben sehr viel geringer. Insgesamt wurden die Direktmandate von den Parteien überwiegend mit männlichen Kandidaten besetzt.